Sonntag, 24. Mai 2020

Impuls für Sonntag, den 24. Mai

Vielleicht haben wir in den vergangenen Wochen, als wir auf viele Begegnungen verzichten mussten, entdecken dürfen, dass das Wichtigste in unserem Leben die geschenkte Zuwendung des anderen ist.

Draußen im Garten blühen die ersten Rosen. Sie entfalten ihre volle Blütenpracht, erfreuen mit ihren lebendigen Farben und ihrem angenehmen Duft. Es liegt ganz nahe, gerade diese Blume zu wählen, um jemandem seine Wertschätzung und Liebe zu zeigen.

Als der Dichter Rainer Maria Rilke eine junge Bettlerin an den Treppenstufen einer Kirche sah, ging er auf sie zu und legte in ihre Hand kein Geldstück, sondern eine Rose. Als die Bettlerin daraufhin 7 Tage lang nicht mehr anzutreffen war und erst am 8. Tag wieder an ihrem angestammten Platz saß, hatte die Freundin des Dichters ihn gefragt: Wovon hat sie denn die ganzen Tage gelebt? Da antwortete er: Von der Rose!

Wovon leben wir?

Vielleicht haben wir in den vergangenen Wochen, als wir auf viele Begegnungen verzichten mussten, entdecken dürfen, dass das Wichtigste in unserem Leben die geschenkte Zuwendung des anderen ist, seine Nähe, seine Güte, seine Achtsamkeit, sein offener Blick. Dies alles und noch mehr kann niemand einfordern vom andern und kann auch nicht verdient werden. Wenn das alles nicht geschenkt wird, und nicht mehr stattfindet, einfach so, werden wir auf Dauer seelisch krank.

Wovon leben wir eigentlich? Vielleicht gibt es jemanden in ihrer Nähe, dem sie heute eine solche Rose schenken könnten, einfach so.

Gebet:

Du, Gott, du hast dich uns gezeigt als ein Gott, der in seinem Wesen Begegnung und Liebe ist. Du hast uns geschaffen in Freiheit als dein Gegenüber. Du nimmst uns nicht in Besitz, sondern du gibst uns radikal frei, damit wir lieben und uns entfalten können. Und wenn das Schenken der Liebe geschieht, ohne Berechnung, ist das unser aller Glück. Danke.

Segen:

Du, Gott, segne uns und mache uns immer neu bereit, deine Liebe unter uns zur Entfaltung zu bringen. Lass uns zum Segen werden füreinander.